[Die Rezension wurde von Otto Lambauer hier veröffentlicht.]
Ein paar Tage im Jahr 2009. Die Ich-Erzählerin Hanna Held liegt grippal zu Bette (ists die Schweinegrippe? Der Krankheitsverlauf scheint nicht darauf zu schließen) und hält Kontakt zur Außenwelt über ihre Blogs und Blogbekanntschaften sowie über ihre Nachbarin. Svetlana Richter, ein aufstrebender (?) Star am Literaturhimmel erlebt erste (?) Enttäuschungen, da der erhoffte Literaturpries nicht gewonnen wird und auch die Aufnahme in den Literaturkurs nicht klappt.
Barbara Winter muss mit den Neiderinnen und Neidern fertig werden, da sie einen gutdotierten Literaturpreis gewonnen hat und auch im Literaturkurs aufgenommen wurde. Der Preis wurde gewonnen dank eines hervorragenden Fantasykonzeptes (es erinnerte mich etwas an Perutz, wohl nicht zu Unrecht, gehört der doch zu den Lieblingsdichtern von Frau Winter), der Literaturkursplatz dank lyrischer Ergüsse in Kolik und Manuskripten, was zwar wenig Breitenwirkung hat, dafür aber in Insiderkreise für Qualität spricht, während gute Fantasyromane hier wieder nur naserümpfend anerkannt werden.
Ayten Akmaz, die türkisch-österreichische Sozialarbeiterin besucht ihre Verwandten in Istanbul, um die Verlassenschaft nach den Großvater zu regeln und muss erkennen, dass ihre türkischen Wurzeln kein türkisches Heimatgefühl mehr tragen.
Herta Müller erhält den Literaturnobelpreis.
Drei feine aufstrebende zarte Liebesbande kommen auch vor: Svetlana lernt bei der Uni Besetzung (ja, die spielt auch eine Rolle) Sebastian kennen, Lilly Lind über eine Literaturblogbekanntschaft den Markus Müller, der wiederum ist der Neffe der Erfolgsschriftstellerin Melitta Bruch, die über 3 Pseudonyme verfügt und Ayten erkennt, dass sie sich doch zu Hannes und zu Österreich hingezogen fühlt (übrigens scheine ich die Ayten aus Sophie Hunger zu kennen.)
Und der Blogger Ferdinand Feuerbach kommt mir auch bekannt vor, ich glaube aber, dass er keinen dritten Blog hat, seine Beziehungskiste aber weiterhin trotz Hochschaubahn ganz gut läuft.
Wieder versteht es Eva Jancak die verschiedenen Fäden zusammenzuhalten und ein Gesellschaftsbild einer literarischen Interessens-, Schicksals- und Neidgenossenschaft zu zeichnen. Ott sei Dank ist das alles ja nur erfunden, könnte aber durchaus der Realität entsprechen. Besonders berührt hat mich die Schilderung der inneren Zustände der Nobelpreisträgerin Herta Müller, die nicht erfunden ist und deren biografischer Background in sensibler Weise dargestellt wird. Eva Jancak at her best. Und das alles geschrieben in einem Monat, um bei NaNoWriMo 50.000 Worte zu produzieren, solche 50.000 lass ich mir gefallen.